Wegen Klimanotstand: Plakat der Stadt Bern in der Kritik

Aktivist*innen haben ein Plakat der Stadt Bern «verschönert». Sie kritisieren damit den klimaschädlichen Aufruf zum Fleischkonsum im Rahmen einer Anti-Littering Kampagne der Stadt. Dahinter stehen Tier im Fokus (TIF) sowie die Alternative Linke (AL), die mit einem politischen Vorstoss gegen Speziesismus und das widersprüchliche Verhalten des Gemeinderates vorgehen wollen.

Bern, 25. August 2020 – Aktivist*innen der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) und der Alternativen Linken (AL) überkleben ein Plakat der Stadt Bern. Statt «Lieber ein Schwein auf dem Grill als eine Saubande drumherum.» steht neu in grossen Lettern: «Lieber ein Tofu auf dem Grill als ein wilder Haufen drumherum.» Das Plakat hängt im Berner Elfenau und entstammt der Städtischen Kampagne «Subers Bärn – zäme geits!».

TIF-Aktivist Philipp Hoppen kritisiert die speziesistische Sprache des Plakats. «Schweine sind Lebewesen und keine Nahrungsmittel», so Hoppen, der Grundrechte für empfindungsfähige Tiere fordert. Ausserdem würde der Begriff «Saubande» ein speziesistisches Klischee bedienen. «Schweine wären sehr reinliche Tiere, wenn sie nicht auf Beton und Spaltenboden gehalten werden», sagt Hoppen.

Erst im Juni 2020 publizierte TIF verdeckte Aufnahmen aus 13 Betrieben in 6 Kantonen, darunter auch dem Kanton Bern. Die verstörenden Bilder zeigen kranke, verletzte oder tote Schweine in der Massentierhaltung. Hoppen fordert deshalb, das Schweine-Sujet zu streichen: «Die Stadt soll den Aufruf zum Fleischkonsum unterlassen».

Vorstoss im Stadtrat – Klimanotstand, Fleischkonsum: also wie jetzt?

Die Kommunikation der Stadt Bern hat nun ein politisches Nachspiel. Stadträtin Eva Gammenthaler der Alternativen Linken (AL) reicht am Donnerstag eine kleine Anfrage ein. Sie will vom Gemeinderat wissen, ob dieser bereit sei, auf das kritisierte Sujet zu verzichten.

Angesichts des Klimawandels sei das Plakat stossend. «Eine Stadt im Klimanotstand darf nicht zum Fleischkonsum aufrufen», so Gammenthaler. Damit die Stadt Bern wie versprochen bis 2035 klimaneutral wird, müsse sie vielmehr pflanzliche Alternativen bewerben. Gammenthaler will deshalb vom Gemeinderat ferner wissen, ob dieser bereit sei, eine Informationskampagne für vegane Grilladen in Bern zu lancieren. Um eine Kampagne gegen Littering zu machen, sei diese Verknüpfung mit klimaschädlichem Konsum nicht notwendig, wie das alternative Plakatsujet deutlich mache.

Mehr noch: «Anerkennt der Gemeinderat, dass ein Grillfest ohne tierliche Produkte nicht nur möglich, sondern auch lecker und im Hinblick auf die Haltungsbedingungen von Schweinen und den ökologischen Auswirkungen der Nutztierhaltung zu empfehlen ist?»

Demo gegen Speziesismus in Bern

Der Speziesismus gibt in der Bundeshauptstadt auch am Wochenende zu reden. Am Samstag, 29. August 2020, findet anlässlich des Welttages für das Ende des Speziesismus eine Demo in Bern statt. Sie wird organisiert durch die Westschweizer Tierrechtsorganisation Pour l’égalité animale (PEA). In einer Petition fordert PEA vom Bundesrat, eine nationale Sensibilisierungskampagne gegen Speziesismus zu lancieren.