Motion: «sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum»

Alle sollen sich sicher fühlen im öffentlichen Raum. Deshalb reichen sechs Stadträtinnen die Motion «#TextMeWhenYouGetHome» ein, womit eine Präventions- und Sensibilisierungskampagne sowie ein Meldetool gefordert werden. Mit der Kampagne soll sichtbar gemacht werden, dass sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum für viele Alltag ist. Es muss erkannt werden, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt.

Sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum – zum Beispiel in Form von übergriffigen Berührungen, Umarmungen oder Küssen – ist in der Schweiz, aber auch in der Stadt Bern ein weitverbreitetes Problem. Die meisten sexuellen Belästigungen finden auf der Strasse oder im öffentlichen Verkehr statt. Kaum einer dieser Übergriffe wird gemeldet. Bei sexualisierter Gewalt gibt es also eine hohe Dunkelziffer. Als Grund, Übergriffe nicht zu melden, wird oft genannt, dass das ja sowieso nicht verfolgt werden könne und eine Anzeige sinnlos sei. Folglich besteht ein hoher Bedarf, sexualisierte Gewalt mittels niederschwelliger Möglichkeit jenseits von Polizei und Opferberatungsstellen melden zu können.

Betroffene erleben sexualisierte Gewalt unabhängig ihrer Herkunft, ihres sozialen Status oder ihrer politischer Orientierung. Grund genug für sechs junge, neugewählte Stadträtinnen aus verschiedenen Fraktionen, gemeinsam einen Vorstoss zum Thema sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum einzureichen.

Der Vorstoss fordert eine Sensibilisierungs- und Präventionskampagne zum Thema «sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum» mit Fokus auf potentielle Täter:innenschaft und Bystander:innen sowie der Förderung von Zivilcourage. Zusammen mit der Kampagne soll zudem ein niederschwelliges Meldetool für Betroffene und Beobachtende von sexualisierter Gewalt eingeführt werden. Zürich, Lausanne und Genf haben entsprechende Meldetools bereits erfolgreich im Betrieb. Mit der Kampagne soll der Fokus zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt weg vom Opfer («Provoziere nicht mit Kleidung!») hin zu potentiellen Täter:innen verschoben werden. Zudem sollen mit der Kampagne Bystander:innen sensibilisiert und zur Hilfe angeleitet werden.

Das Ziel der Kampagne ist, dass sexualisierte Gewalt nicht länger als Normalität toleriert wird. Es muss sich jede:r davon angesprochen und dafür verantwortlich fühlen, sie bestmöglich verhindern zu wollen. Mit dem Meldetool kann die falsche «Normalität» alltäglicher sexueller Gewalt endlich sicht- und fassbar gemacht werden.

#TextMeWhenYouGetHome