Demontage der Bänke unter dem Baldachin

oder Demontage von Floskeln der Regierungsparteien?

Die AL Bern hat mit Befremden die neusten Entwicklungen in der rot-grün-mitte (RGM)-regierten Stadt und ihrem Motto der „Stadt der-Beteiligung“ zur Kenntnis genommen.
Mit der temporären Demontage der Bänke, welche die Nutzer*innen gemäss Auskunft der Stadt Bern „nicht verdrängen“, sondern „verteilen“ oder „eine Szenebildung“ verhindern soll, demontiert sich vor allem RGM selber. Die Gewichtung der Interessen des „Nutzungskonfliktes“ unter dem Baldachin macht einmal mehr deutlich, wer im Zentrum der RGM-Politik steht: Das eigene Wohlfühlbedürfnis und jenes der eigenen Peer-Gruppe wird höher gewichtet, weshalb Situationen, die als „unangenehm“ erlebt werden, verschwinden oder – im gewählten Wortlaut – „verteilt“ werden sollen: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Die AL lehnt diese jahrelange Politik der Verdrängung ab, eine Stadt wie Bern muss unterschiedlichen Nutzer*innen Platz im Zentrum zur Verfügung stellen und die damit verbundenen „Unwohlfühlmomente“ aushalten.

Vor dem Hintergrund des sprachlichen Eiertanzes, den die Stadt Bern gemacht hat, stellen sich für die AL Bern noch einige Fragen. So bleibt schleierhaft, wie sich die Auswirkungen für die bisherigen Nutzer*innen der Sitzgelegenheiten unterscheiden sollen, wenn sie nicht „verdrängt“, sondern bloss „verteilt“ werden. Wie bitte werden die beiden Begriffe und zugehörigen Massnahmen und Auswirkungen konzeptuell und vor allem in den praktischen Auswirkungen voneinander abgegrenzt? Oder steht einfach das eigene Wohlfühlbedürfnis im Zentrum, da sich „verteilen“ besser mit den proklamierten Werten und politischen Zielsetzungen vereinbaren lässt als „verdrängen“?

Die Stadt Bern verliert völlig aus dem Fokus, dass es Menschen gibt, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Gasse haben, dort ihre hauptsächlichen sozialen Treffpunkte haben und sich dann nicht eben mal „zu Hause“ mit ihren Bekannten treffen können, wenn sie „verteilt“ oder „verdrängt“ werden. Das ist einer Stadt mit rot-grüner Mehrheit nicht würdig und hinterlässt vor allem eins: leere Floskeln aus dem Wahlkampf.

Die AL Bern ruft deshalb dazu auf, dass in den nächsten Tagen ein Teil der roten Stühle der Stadt Bern von der Bevölkerung und Pendler*innen zum Baldachin gebracht werden sollen, damit auch dort Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen, bis die unsinnige Entfernung der Bänke wieder aufgehoben wird.

Zur dazugehörigen Interpellation geht es hier.